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Immer mehr Strom wird in Zukunft aus erneuerbaren Energien gewonnen. Bereits heute gibt es in Deutschland mehr als 1,6 Mio. dezentrale Erzeugungsanlagen, die grünen Strom aus Windkraft, Sonnenenergie oder Biogas ins Netz einspeisen. Davon sind 95 % der Anlagen an das Verteilnetz angeschlossen. Zu manchen Tageszeiten erzeugen diese Anlagen schon heute mehr Strom als benötigt wird. Wenn aber der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint, decken sie nur wenige Prozent des Bedarfs ab. Außerdem floss der Strom früher quasi wie auf einer Einbahnstraße ›von oben nach unten‹. Er wurde in wenigen Großkraftwerken erzeugt, über das Übertragungsnetz transportiert und mit Hilfe des Verteilnetzes zu den einzelnen Verbrauchern weitergeleitet. Mit der Energiewende wird dieses System nun auf den Kopf gestellt. Der Strom fließt immer häufiger auch ›von unten nach oben‹. Auf der Einbahnstraße kommt es zum Gegenverkehr. Für diese Herausforderungen werden neue intelligente Energiesysteme benötigt.
Aus diesem Grund wurde im Januar 2017 das Projekt DESIGNETZ gestartet. Designetz ist eines von fünf Schaufenstern des BMWi-Förderprogramms SINTEG (Schaufenster intelligente Energie-Digitale Agenda für die Energiewirtschaft). Mit DESIGNETZ entwickelt der Energieversorger innogy gemeinsam mit 45 Partnern die Bauanleitung für eine erfolgreiche Energiewende. Kerngedanke ist der Ausgleich zwischen Erzeugung und Verbrauch von Energie bereits auf lokaler Ebene. Aus 30 einzelnen Bausteinen wie smarten Verteilnetzen, Energiespeichern oder digitalen Steuerungen wird ein innovatives Gesamtkonzept gebildet. Eva Wagner, Projektleiterin von DESIGNETZ bei innogy, erklärt: „Die Bundesregierung hat ehrgeizige Klimaziele festgelegt: Bis zum Jahr 2035 soll der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung 55 bis 60 Prozent betragen. Ziel von DESIGNETZ ist es, den dafür notwendigen Rahmen zu entwickeln. So wollen wir die Energiewende zum Erfolg führen. Mit DESIGNETZ schaffen wir die Voraussetzungen für die klimafreundliche und kosteneffiziente Energieversorgung von morgen.“
Einen wichtigen Baustein zum Gesamterfolg von DESIGNETZ leistet auch die Region Büren als einer von insgesamt 30 Standorten. Hier ist das Projekt WiLT angesiedelt, das nun in DESIGNETZ integriert wird. Ziel des Projekts ist die flexible Erhöhung der Stromkapazität im Hochspannungsnetz. In ländlichen Regionen ist das Hochspannungsnetz auf die „Einbahnstraße“ eingestellt. Für die Aufnahme großer Mengen an Energie aus schwankenden erneuerbaren Quellen, insbesondere Windenergie, ist das Netz nicht ausgelegt. Bei starker Windstromeinspeisung besteht die Gefahr, dass die Leitungen zu stark erwärmt werden. Ohne den Einbezug weiterer Informationen würden die Windparks deshalb zum Schutz der Leitung heruntergeregelt oder sogar abgeschaltet. Durch das Projekt WiLT sollen Möglichkeiten getestet werden, wie man bestehende Leitungen optimieren kann, um die Aufnahmekapazität zu erhöhen. Herkömmlicher Netzausbau könnte so reduziert werden. Dies ist ein wichtiger Beitrag für die Kosteneffizienz der Energiewende.
In der Region werden dafür nun an mehreren Standorten die Wetterbedingungen gemessen. Diese haben einen starken Einfluss auf die Aufnahmekapazität des Stromnetzes. Wenn es windig, kalt oder regnerisch ist, wird das Leiterseil automatisch gekühlt. Es können so größere Strommengen transportiert werden und die Abschaltung von Windenergieanlagen wird vermieden. Ein Algorithmus in der Leitzentrale rechnet automatisch die jeweils möglichen Nutzlasten der Leitungen aus und schaltet sie für höhere Transportlasten frei.
„Wir sind stolz, im Großraum Büren Teil dieses wichtigen Projekts zu sein. Wir machen Energiewende aus der Region, für die Region. Das Monitoringsystem leistet einen wichtigen Beitrag zur Erreichung lokaler und regionaler Klimaziele. Gleichzeitig schaffen wir wichtiges Zukunfts-Knowhow für unsere Region“, sagt Bürens Bürgermeister Burkhard Schwuchow.