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12. Juni 2017

Forschungsprojekt Grid4EU verbessert Stromnetze durch intelligente Steuerung

Westenergie Pressekontakt


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  • Einspeisekapazität des Stromnetzes in Reken wird im Vergleich zu herkömmlichen Netz um 17 Prozent erhöht
  • Strom aus regenerativen Energien kann besser aufgenommen und dorthin transportiert werden, wo er gebraucht wird

Die Ergebnisse des ab 2014 im münsterländischen Reken umgesetzten Forschungsprojekts Grid4EU über intelligente Stromnetze liegen nun vor. Ziel der Maßnahme war zu analysieren, wie existierende Stromnetze technisch so optimiert werden können, dass sie dynamischer und flexibler auf die schwankende Einspeisung von Strom aus regenerativen Energien reagieren. Projektleiter Thomas Wiedemann von innogy fasst die Ergebnisse zusammen: „Die intelligente Netzsteuerung sorgt dafür, dass die Einspeisekapazität des örtlichen Stromnetzes im Vergleich zu einem herkömmlichen Netz um 17 Prozent erhöht wird. Ein notwendiger Netzausbau könnte entsprechend verzögert werden. Gleichzeitig kann die Steuerung die Verluste im Netz um 20 bis 30 Prozent verringern. Aber auch die Versorgungsqualität für die Stromkunden wird durch die intelligente Steuerung deutlich verbessert. Die Ausfallzeiten können um etwa 30-40 % gesenkt werden. Wenn es dennoch zu einer Störung kommt, wird die Zeit bis zur Wiederversorgung um mehr als 20 Prozent gesenkt. Das Projekt zeigt daher ganz klar: Unsere Netze brauchen mehr Intelligenz statt nur mehr Kupfer.“


Die Schwankungen im Stromnetz entstehen durch die stetig steigende Anzahl von PV-Anlagen und Windrädern, die ihre Energie immer dann ins Netz einspeisen, wenn die Sonne scheint oder der Wind weht. Zusätzlich übersteigt bereits heute in vielen Regionen Deutschlands die produzierte Strommenge zeitweise den regionalen Bedarf. Reken wurde ausgewählt, weil es typisch ist für viele ländlich geprägte Regionen in Deutschland. Aktuell sind in der Gemeinde mehr als 800 dezentrale Erzeugungsanlagen in Betrieb und speisen mit einer Leistung von knapp 36.000 kW ins Verteilnetz ein.


Eine Möglichkeit wäre es nun, das Stromnetz so auszubauen, dass die gesamte Stromproduktion zusätzlich aufgenommen werden kann. Hierzu müssten in erheblichem Umfang neue, leistungsstarke Erdkabel verlegt werden. Doch Netzausbau ist nicht nur teuer, sondern benötigt auch oft lange Genehmigungszeiten. Hier sollte das innogy-Projekt ansetzen und innovative Lösungen erproben.


Im Ortsnetz von Reken hat innogy dafür an mehreren sensiblen Stellen intelligente Schalt- und Messprogramme eingesetzt. In einem Teilbereich mit etwa 100 Ortsnetzstationen wurden 18 intelligente Stationen eingebaut. Zusätzlich wurde eine Kontrolleinheit in der zugehörigen Umspannanlage errichtet. Diese kann den Netzbereich selbstständig überwachen, schalten und steuern. Projektleiter Thomas Wiedemann: „Die Messprogramme liefern die erforderlichen Daten, um noch besser überblicken zu können, wie sich der Stromfluss im Netz verhält. Die Schaltprogramme lenken den Stromfluss anschließend automatisch in möglichst optimale Bahnen. Intelligente Mess- und Steuertechnik sorgt dafür, dass der Strom aus regenerativen Energien aufgenommen und dorthin transportiert wird, wo er gebraucht wird. Die Balance zwischen Einspeisung und Verbrauch kann deutlich verbessert werden. So wird der Lastfluss durch die automatisch agierenden Schaltstellen optimiert, kritische Netzsituationen lassen sich vermeiden und Netzverluste reduzieren.“


Das Projekt in Reken wurde im Rahmen des von der Europäischen Union geförderten Forschungsprojekts GRID4EU umgesetzt. Insgesamt wurden europaweit an sechs verschiedenen Orten Konzepte und Technologien getestet und bewertet, wie die Netze kosteneffizient, flexibel und belastbarer gemacht werden können.