Meilenstein für Beckum: Wie ein Großbatteriespeicher die Energiewende greifbar macht
Eine Speicherlösung kann das Stromnetz stabilisieren, Preisschwankungen ausgleichen und erneuerbare Energien effizienter nutzbar machen. Bürger*innen können sich zudem finanziell beteiligen und direkt von der Energiewende profitieren.

Mit dem Bau eines innovativen Großbatteriespeichers positioniert sich Beckum nicht nur als Vorreiter in Nordrhein-Westfalen, sondern als Vorbild für viele Städte in Deutschland. In einer Zeit, in der die Energiewende konkrete Antworten auf volatile Energiemärkte und lokale Versorgungssicherheit verlangt, liefert Beckum eine Lösung: technologisch fortschrittlich, wirtschaftlich tragfähig und gesellschaftlich integriert.
Technologie als Schlüssel zur Energiewende
Was auf den ersten Blick wie ein technisches Infrastrukturprojekt aussieht, ist auf den zweiten ein zentraler Baustein der lokalen Energiewende. Denn ein Stromnetz, das zunehmend von Wind- und Sonnenenergie gespeist wird, braucht Speicher. Nur so kann die Energie dann bereitgestellt werden, wenn sie gebraucht wird – nicht nur, wenn sie produziert wird. Der Batteriespeicher in Beckum kann das Stromnetz stabilisieren, Schwankungen ausgleichen und Preisspitzen glätten. Für die Region bedeutet das: höhere Versorgungssicherheit, stabilere Strompreise und ein hohes Maß an Energieunabhängigkeit. Die Beckumer Batterie verfügt über 55 Megawattstunden Speicherkapazität und 20 Megawatt Anschlussleistung. Sie ist somit rein rechnerisch in der Lage, alle rund 38.000 Beckumer Bürger*innen etwa sechs Stunden lang mit Strom zu versorgen.
Langjährige Partnerschaft für nachhaltige Energielösungen
Hinter dem Projekt steht eine gewachsene Partnerschaft: Westenergie hält 34 Prozent an der Energieversorgung Beckum (evb) und bereits 2020 wurde gemeinsam ein Schnellladepark für Elektroautos in Beckum realisiert. Die enge Zusammenarbeit von evb, Westenergie und E.ON Energy Solutions (ESY) zeigt, wie durch vereinte Kompetenz, lokale Verankerung und überregionale Erfahrung nachhaltige Lösungen entstehen. Die Gründung der Beckumer Batteriespeicher GmbH als Joint Venture macht dies sichtbar: Die evb hält 76 Prozent der Anteile, die ESY 24 Prozent. Bau, Wartung und Betrieb der Anlage führt Westenergie Netzservice, ein Tochterunternehmen der Westenergie, als Generalunternehmer durch. „Kommunen stehen im Zentrum der Energiewende – sie tragen die Verantwortung, globale Ziele lokal umzusetzen. Gemeinsam mit unseren kommunalen Partnern entwickeln wir individuelle Lösungen und gestalten so eine nachhaltige Energiezukunft“, erklärte Saskia Kemner, Leiterin Kommunales Partnermanagement der Region Münsterland/Ostwestfalen-Lippe bei Westenergie.
Energiewende gemeinsam gestalten – Bürgerbeteiligung als Motor von Transformation
Energieprojekte dieser Größenordnung bleiben oft abstrakt – nicht so in Beckum. Hier können Bürger*innen Teil der Lösung werden. Mit einer garantierten Rendite von 3,5 Prozent für Kund*innen wird das Projekt nicht nur zu einer Investition in die Zukunft, sondern auch zu einer echten Beteiligung an der Wertschöpfung der Energiewende. Es entsteht eine neue Form der Partnerschaft zwischen Kommune, Wirtschaft und Gesellschaft – transparent, fair und langfristig angelegt. „Das ist gelebte Energiewende vor Ort“, sagte Beckums Bürgermeister Michael Gerdhenrich. „Wir stärken damit die regionale Wertschöpfung und bieten den Menschen eine konkrete Möglichkeit, Teil dieses Fortschritts zu werden.“ Zudem plant die evb einen innovativen „Batteriespeicher-Tarif“, mit dem Unternehmen und Haushalte ihre Stromkosten durch intelligentes Verbrauchsverhalten senken können.
Größte Investition in der Geschichte der evb
„Mit diesem Batteriespeicher investieren wir in die Zukunft der Energieversorgung in Beckum. Er ermöglicht es uns, erneuerbare Energien effizienter zu nutzen und Schwankungen im Stromnetz auszugleichen“, sagte Daniel Dierich, Geschäftsführer der evb. „Zudem ist das Projekt die größte Investition in der Geschichte der evb – ein klares Bekenntnis zu einer sicheren, nachhaltigen und bezahlbaren Stromversorgung für unsere Region.“
Nachhaltige Energie – kaum hörbar, aber wirksam
Zum Schutz der Anwohnenden wird die Batteriespeicheranlage mit Schallschutzmauern versehen. Eine unabhängige Schallimmissionsprognose bestätigte, dass die maximalen Lärmwerte mit 40,5 Dezibel deutlich unter dem zulässigen Grenzwert von 60 Dezibel liegen, wie er in der Technischen Anleitung zum Schutz gegen Lärm (TA Lärm) des Bundes-Immissionsschutzgesetzes festgelegt ist. Diese 40,5 Dezibel entsprechen etwa der Lautstärke eines leisen Gesprächs.